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Forschung

Die Forschungsschwerpunkte des Institutes für Didaktik in der Medizin am Universitätsklinikum Essen sind inhaltlich und methodisch an der Schnittstelle von Psychoneuroimmunologie, affektiven Neurowissenschaften, Medizinischer Psychologie und Pflegewissenschaft angesiedelt. Ein übergeordnetes Ziel ist es, ein besseres Verständnis zu möglicher Beeinflussung von Schmerz und affektiven Symptomen sowie der Gestaltung von Versorgungsstrukturen im klinischen Kontext zu erlangen. Aktuelle Projekte fokussieren z. B. wie Schmerz durch psychologische Faktoren wie Erwartungseffekte (Placebo-, Noceboeffekte), Kommunikation und durch biologische Faktoren wie Entzündungsprozesse beeinflusst werden kann. Die Entwicklung von Curricula zur Speziellen Schmerzpflege und evidenzbasierten Leitlinien zur Schmerzmanagement tragen zur Sicherung und Entwicklung von Versorgungskontexten bei.

Mit einem interprofessionellen Ansatz widmen wir uns den Schnittstellen zwischen Didaktik, klinischer Versorgungspraxis und Innovationen der Medizinischen Psychologie. Durch unsere Forschung wollen wir dazu beitragen, die Qualität der Lehre zu sichern und die Versorgung von Menschen mit medizinischem und pflegerischem Bedarf zu optimieren.

Effekte systemischer Entzündungsprozesse auf das Verhalten und Befinden

Inflammatorische Zytokine, die nach Verletzungen oder im Verlauf von Infektionen durch aktivierte Immunzellen freigesetzt werden, spielen nicht nur eine wichtige Rolle bei der lokalen und systemischen Immunregulation, sondern können über verschiedene afferente Kommunikationswege auch neuronale Prozesse im Gehirn beeinflussen und vielfältige Veränderungen im Verhalten und Befinden induzieren.

Diese zentralnervös vermittelten Effekte der Entzündungsreaktion, die unter dem Begriff "Sickness Behavior" zusammengefasst werden, umfassen ein breites Spektrum an Symptomen, zu denen Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Depressivität, Ängstlichkeit sowie eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit gehören. Im akuten Krankheitsfall führt dieses "Sickness Behavior" zu einem adaptiven Rückzugs- und Schonverhalten, welches den Genesungsprozess fördert.

Systemische Entzündungsprozesse stehen jedoch auch im Verdacht, an der Entstehung und Pathogenese affektiver Störungen wie der Depression sowie chronischer Schmerzerkrankungen beteiligt zu sein. Mithilfe eines akuten systemischen Entzündungsmodells (sog. experimentelle Endotoxämie) untersuchen wir bei gesunden Probandinnen und Probanden, wie sich systemische Entzündungsprozesse auf das Verhalten und Befinden, insbesondere auf Affekt und Schmerzsensitivität, auswirken.

Ziel unserer Studien ist es, die zugrundeliegenden neurobiologischen und psychologischen Mechanismen entzündungsbedingter Verhaltens- und Stimmungsveränderungen und damit auch Therapiemöglichkeiten besser zu verstehen. Dabei arbeiten wir eng mit dem Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie sowie weiteren Kooperationspartnern zusammen.

Team:

Sven Benson, Justine Schmidt, Johanna Reinold

Förderung:

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG),
TRR-SFB 289 „Treatment Expectation“,
Teilprojekt A11


Erwartungseffekte auf Schmerz und entzündungs­assoziierte Symptome

Erwartungen von Patientinnen und Patienten bezüglich der Wirkung einer medizinischen Behandlung haben einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf einer Erkrankung und die Wirkung der Behandlung. Im Transregio-SFB 289 „Treatment Expectation“ befassen wir uns zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus den Universitäten Duisburg-Essen, Marburg und Hamburg mit den grundlegenden Mechanismen und der klinischen Anwendung von Erwartungseffekten.

Im Teilprojekt A11 untersuchen wir die Effekte von positiven Behandlungserwartungen auf die Wirksamkeit eines entzündungshemmenden Medikaments. Hierzu wird bei gesunden Probanden ein experimentelles Entzündungsmodell eingesetzt, um Erwartungseffekte auf Krankheitssymptome, Entzündungsparameter sowie auf die Wirksamkeit der entzündungshemmenden Behandlung zu charakterisieren.

Studienteam:

Sven Benson, Justine Schmidt, Johanna Reinold

Förderung:

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), TRR-SFB 289 „Treatment Expectation“, Teilprojekt A11

Weitere Informationen:

www.treatment-expectation.de


Studien zu Stress, Befinden und Lebensqualität

Zusammen mit klinischen Kooperationspartnern untersuchen wir das Befinden und die Lebensqualität sowie Behandlungserwartungen und Bewältigungsprozesse bei verschiedenen akuten und chronischen Erkrankungen. Dabei interessieren wir uns insbesondere für die Effekte von Stress- und Belastungsfaktoren auf psychologischer, neuroendokriner und immunologischer Ebene.


Medizindidaktische Fragestellungen

Wie lassen sich Unterrichtsszenarien optimieren, welche Faktoren beeinflussen Lernprozesse? Wie lassen sich Kompetenzen, etwa im Bereich der Kommunikation und des wissenschaftlichen Arbeitens, effektiv und nachhaltig vermitteln? Zu diesen und weiteren medizindidaktischen Fragestellungen arbeiten wir gemeinsam mit Kooperationspartnern aus Studiendekanat und verschiedenen Kliniken des UK Essen.

GeriPAIN – Schmerzmanagement bei GERiatrischen PAtIeNt:innen. Entwicklung einer interprofessionellen und intersektoralen S3-Leitlinie

Die Leitlinie hat zum Ziel Empfehlungen für das interprofessionelle Schmerzmanagement geriatrischer Patientinnen und Patienten in allen Versorgungsbereichen zu entwickeln. Die Basis dazu bildet die bestehende S3-Leitlinie „Schmerzassessment in der vollstationären Altenhilfe“, die in diesem Projekt weiterentwickelt wird. Die Leitlinie GeriPAIN soll insbesondere bei der Diagnosestellung und der medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapie im interprofessionellen Team unterstützen. Zudem sollen die Auswirkungen auf das Schmerzmanagement durch altersbedingter Besonderheiten und häufige Begleiterkrankungen erfasst und berücksichtigt werden. Leitende Fragestellungen der Leitlinie lauten:

1. Wie ist das multiprofessionelle Assessment und die Diagnostik von akuten und / oder chronischen Schmerzen bei älteren Menschen in unterschiedlichen Versorgungssettings zu gestalten, unter Berücksichtigung von geriatrietypischer Multimorbidität?

2. Wie sind schmerzbezogene medikamentöse und nicht-medikamentöse Interventionen bei älteren Menschen im multiprofessionellen Kontext und in unterschiedlichen Versorgungssettings zu gestalten, unter Berücksichtigung von geriatrietypischer Multimorbidität?

Die Entwicklung der Leitlinien folgt dem Regelwerk der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlich Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Die S3 – Leitlinie ist unter der Registernummer 145 - 005 im AWMF-Leitlinienregister verzeichnet.

Team Konsortialführung:

Deutsche Schmerzgesellschaft e. V.

Konsortialpartner:

Evangelische Hochschule Dresden
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V.,
Unabhängige Vereinigung aktiver Schmerzpatienten in Deutschland SchmerzLOS e. V.

Förderung

Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses / Aktenkennzeichen >01VSF22017<

Weitere Informationen

https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/145-005 https://www.schmerzgesellschaft.de/wissenschaft/geripain